Beginn des systematischen Fremdenverkehrs

Landwirtschaftlich geprägtes WesterwaldDORF

Es war im Jahr 1953, als der damals 26-jährige Herbert Hilger sich entschloss, sein Elternhaus in eine Pension zu verwandeln. Ohne es zu ahnen, setzte er damit eine Entwicklung in Gang, die sein kleines, landwirtschaftlich geprägtes Limbach zum regional führenden Tourismusort mit in der Spitze 4 Lokalen, 14 Pensionen und über 30.000 Übernachtungen im Jahr werden ließ. Eine Entwicklung, die Limbach über Jahrzehnte prägte und die bis ins Heute wirkt.

Natürlich und verständlicherweise war er, der seinerzeit als angelernter Arbeiter in der Hachenburger Lederwarenfabrik Dewald sein Brot verdiente, zunächst umgeben von Skeptikern, Bedenkenträgern sowie besorgten Nachbarn und Verwandten. Zumal sein Vater 1950 mit nur 56 Jahren verstorben war und er mit Mutter und Schwester, die im Haus ein Lebensmittelgeschäft betrieb, alleine dastand.

Pension "Kroppacher Schweiz"

Die wirtschaftlichen Verhältnisse der Familie waren bescheiden. Als er dann auch noch die einzige Kuh der Familie verkaufen wollte, um den Umbau zu finanzieren, versuchte ein besorgter Onkel eindringlich, ihn von dieser „Dummheit“ abzuhalten. Doch die Antwort des Neffen war ebenso eindeutig wie entschlossen: „Ich brauche keine Kuh, ich brauche Zimmer!“ Dieser Satz bringt die Wandlung vom bäuerlich geprägten Dorf zur Fremdenverkehrsgemeinde auf den Punkt. Nicht mehr Kühe und Schweine sorgen für Einnahmen, sondern Zimmer und Gäste.

Und der Erfolg gab Herbert Hilger schließlich Recht. Denn die 4-Betten-Pension „Im grünen Winkel“, wie sie zunächst hieß, entwickelte sich von Anfang an recht gut. Anzeigen im Kölner Stadtanzeiger und anderen Zeitungen sorgten für schriftliche oder auch telefonische Buchungsanfragen. Bahn und regionale Busunternehmen brachten die Städter zur Sommerfrische nach Limbach und andere Orte des Westerwaldes, wie etwa Elkenroth, wo der Fremdenverkehr schon florierte.

Limbacher Verkehrsverein wird gegründet

Parallel zu dieser Entwicklung fanden sich Interessierte, die sich um den Aufbau einer touristischen Infrastruktur in der Gemeinde kümmerten. Mit dem 1955 gegründeten Verkehrsverein Limbach erhielten diese Bemühungen schon bald einen institutionellen Rahmen.

Der Verein legte Wanderwege und Plätze an, stellte Ruhebänke auf, pflanzte Blumen und verschönerte Limbach auf vielfältige Weise. 1957 erschien ein erster Werbeprospekt, in dem sich bereits vier Häuser präsentierten. Der Verein finanzierte sich über Mitgliedsbeiträge, Veranstaltungen und später vor allem über eine Kurtaxe (0,25 DM pro Gast und Übernachtung) sowie eine Bettenabgabe der Betriebe.

 

80iger Jahre Gastwirt-Terrasse

Längst gab es in Limbach weitere erfolgreich betriebene Pensionen. In der Blütezeit der 1980er Jahre waren es 14 an der Zahl, davon 4 im Haupterwerb. Mit insgesamt gut 150 Betten und regelmäßig weit über 25.000 – in der Spitze gar über 30.000 – Übernachtungen kann man ohne Übertreibung sagen, dass sich Limbach mit seinen rund 400 Einwohnern zur Tourismusgemeinde entwickelt hatte. Das Gastgewerbe ernährte Familien, schaffte weitere Arbeitsplätze und war in Limbach und auch den Nachbardörfern ein nicht unerheblicher Wirtschaftsfaktor, etwa für Bäcker, Metzger, Möbelhändler, Baugewerbe oder Busunternehmen. Die Gäste kamen überwiegend aus dem Köln/Düsseldorfer Raum.

Bis in die Achtzigerjahre waren es auch Familien, die mit Kind und Kegel ihren Jahresurlaub in Limbach verbrachten. Überwiegend waren es aber Rentner, die oft mehrfach im Jahr für zwei und mehr Wochen Westerwälder Gastfreundschaft in familiärer Atmosphäre genossen. Und das Jahr für Jahr, nicht selten jahrzehntelang. Man kannte sich und verabredete sich immer wieder für den nächsten Urlaub.

Aufkommender Flugtourismus, vor allem aber gescheiterte Übergaben der „großen Häuser“ sorgten spätestens ab der Jahrtausendwende für einen kontinuierlichen Niedergang des Tourismus in Limbach.

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