Die historische Dachschiefergrube Assberg (genannt „Schiwakoul“) dürfte mit die größte und älteste öffentliche Schiefergrube des Westerwaldes gewesen sein. Sie besteht aus einem Tagebau von ca. 240 m Länge und ca. 70 m Breite sowie einem über drei Treppen gut erreichbarem Bergwerk 20 m unter Tage.
Im Stolleneingang spannen reich bebilderte Infotafeln einen Bogen von der Ersterwähnung der Grube im Jahre 1548 bis zur äußerst spannenden Geschichte ihrer Wiederentdeckung Ende des vergangenen Jahrhunderts.
Dabei erhält man einen anschaulichen Einblick in die harte Arbeit der Bergleute und die noch offenen Geheimnisse der jahrhundertealten Grube, mit deren Schiefer in der Umgebung unter anderem die Dächer des Klosters Marienstatt sowie des Hachenburger Schlosses gedeckt wurden.
Die Schiefergrube Assberg ist heute als GeoPunkt Teil des Nationalen Geoparks Westerwald-Lahn-Taunus, ein Netzwerk geologischer Sehenswürdigkeiten in Hessen und Rheinland-Pfalz, dem sich vier Landkreise angeschlossen haben. Sie ist Eigentum der Gemeinde Limbach und wird ehrenamtlich betreut vom Kultur- und Verkehrsverein Limbach e.V., der am jährlichen “ Tag des Geotops ” und auf Anfrage Gruppen durch die Anlage führt.
Seit Anfang des 20. Jahrhunderts war die Schiefergrube Assberg aus dem Gedächtnis der Menschen verschwunden. Nicht einmal die ältesten Bewohner Limbachs erinnerten sich, jemals von einer solchen Grube gehört zu haben. Wäre unser damaliger Bürgermeister, Heinz Leyendecker nicht so an der Geschichte der Schiefergrube interessiert, so wäre die Schiefergrube Assberg wahrscheinlich nie entdeckt worden. Ab dem Jahr 1981 suchte er mithilfe des Bergamtes Koblenz und des Geologischen Institutes der Universität Mainz nach dem Stolleneingang. Doch dieser war längst nicht mehr vorhanden.
Das belegt ein anderes Schriftstück aus dem 19. Jahrhundert, das davon berichtet, dass der Limbacher Bürger Friedrich Schneider eine Strafe erhält, weil er nach der Beschaffung von Steinen für seinen Hausbau den ursprünglichen Stolleneingang abgebaut und das Nebengestein in das Bergwerk geschüttet hatte.
Nach 16 langen Jahren Quellenstudium und vielfach erfolgloser Suche kam der entscheidende Hinweis des königlichen Bergrates Frohwein in Dillenburg, der 1885 mitteilte, "dass durch das Wegräumen des Schuttes in dem Tagebau der Grube Assberg sich ein alter Stollen gefunden hat".
Bei den Arbeiten des Entwicklungsverbandes Kroppacher Schweiz für den neuen Steg über die Nister, gelang es am 5. November 1987 den über viele Jahre hinweg gesuchten Stolleneingang zu finden. Von Dezember 1997 bis Februar 1998 beförderten fünf Arbeitskräfte an 42 Arbeitstagen, insgesamt 12.100 Eimer mit Schlamm, Geröll und Steinen aus der Grube, bis sie schließlich das 138,6 Kubikmeter große Bergwerk freigelegt hatten.
Endlich konnten der oberirdische Tagebau und der mittelalterliche, unterirdische Schieferabbau Besuchern zugänglich gemacht werden. Seither ist die "Schiwakoul" auch ein Höhepunkt auf der WesterwaldSteig-Etappe von Limbach nach Marienthal.
Die erste Erwähnung der Schiefergrube belegt ein Dokument aus dem Jahr 1548, welches die "Verleihung" der Schiefergrube "Assberg" vom Kloster Marienstatt dokumentiert. Die Schiefergrube war zu diesem Zeitpunkt aber schon lange existent, denn in dem besagten Dokument wird bereits auf frühere "Verleihungen" verwiesen. In den Folgejahren ist dokumentiert, dass die Schiefergrube "Assberg" über mehrere hundert Jahre lang die wichtigste Materialquelle zur Dacheindeckung des Schlosses Hachenburg und des Klosters Marienstatt mit seinen vielen Wirtschaftsgebäuden war.
Mit Keilhaue und Spalteisen wurde der Schiefer in Schichten von oben nach unten geschlagen, um das Material für Dachziegel zu gewinnen. Über Strossen (Stufen), auf denen Holzfahrten (Leitern) standen, wurde der Schiefer in Körben von Hand zu Hand nach oben gereicht. Auf gleiche Weise gelangte auch das Wasser, wahrscheinlich in Ziegenhäuten, aus der Grube.
Heute ist die Schiefergrube für Besucher und Wanderer frei zugänglich. Direkt am Westerwaldsteig, Marienwanderweg und Druidensteig gelegen, ist dieser historische Platz Teil der besonderen Attraktionen des Wanderwegenetzes und des Geoparks Westerwald-Lahn-Taunus.
Das Licht geht automatisch an, wenn man - die 30 Stufen, 20 Meter tief - in die immer geöffnete Schiefergrube "Assberg" hinabsteigt. Im Mittelalter erleuchtete nur die Flamme eines Kienspans den kleinen, feuchten Raum, der einer Kapelle sehr ähnlich ist. Hatte das von Hand in den Schieferfels gehauene unterirdische Bergerwerk, das im 15. bis 17. Jahrhundert zum Kloster Marienstatt gehörte, etwas noch andere, geheime Funktionen z. B. als Versteck für die Mönche?
In den gefährlichen Zeiten des Dreißigjährigen Krieges wäre das durchaus denkbar. Für die sakrale Theorie sprechen die Ausrichtung der "Kapelle" gen Osten und die im Bergbau unüblichen glatten Wände, in die eine Altarstufe gehauen wurde. Die "Altarwand" ist auffällig eben, und es sieht so aus, als könne man sie herausnehmen. Sehr genau muss man hinsehen, um an der gegenüberliegenden Wand ein in den Stein gemeißeltes Kreuz zu entdecken.
Dachschiefer ein "High Tech"-Produkt des Mittelalters
Um die Entstehung der Abbaustätte für Dachschiefer am Assberg im historischen Kontext richtig einordnen zu können, muss man tief in die Vergangenheit eintauchen.
Großer Bedarf für dieses teure und witterungsfeste Naturprodukt entstand im Raum Hachenburg wohl erstmals um 1180 mit dem Entschluss des Grafen Heinrich II. von Sayn und seiner Frau Mechthild von Landsberg zur Errichtung einer Burg auf dem höchsten Punkt der Gegend. Sie sollte ein weithin sichtbares Zeichen des regionalen Machtanspruchs des Grafenhauses entlang der Köln-Leipziger-Strasse sein, ein wichtiger Handelsweg, der schon damals den Westen mit dem Osten des Landes verband. Von Osten die Nister überquerend eröffnete sich dem Blick des Reisenden fortan die Sicht auf diesen mächtigen gräflichen Stützpunkt. Dies war auch der "Startschuss" für die Entstehung der Ortschaft Hachenburg, denn in der Folge siedelten sich Menschen im Schutz der Burg an. Gebäude mit Schiefereindeckung waren nur für den Adel und später für wohlhabende Bürger und den Klerus erschwinglich.
Graf Heinrich III. von Sayn war ein kluger Mann, denn er kam auf die Idee eine wirtschaftlich sehr erfolgreiche und weiträumig bestens vernetzte Organisation und zugleich spirituelle Institution durch Landschenkung (Gemarkung Nistria) in der Gegend anzusiedeln. Die Rede ist natürlich vom Zisterzienserorden. Das versprach aus ihrer Sicht spirituelle Unterstützung und den Anschub einer schnellen infrastrukturellen Entwicklung, die die Bedeutung der saynschen Residenz als Station am Handelsweg förderte. Dies führte zu der Gründung des Klosters Marienstatt.
Ab 1222 siedelte der Orden von Neunkhausen bei Kirburg ins Tal der Nister um und es wurde mit dem Bau einer ersten Kirche, Mönchsunterkünften und Wirtschaftsgebäuden begonnen.
Ab 1243 begannen die Arbeiten am gotischen Klosterbau, die sich bis zur Fertigstellung über 102 Jahre erstreckten. Auch später zwischen 1688 und 1751 entfaltete der Orden umfangreiche Neu- und Umbauaktivitäten in Marienstatt.
Um eine Idee des vielfältigen wirtschaftlichen Engagements des Ordens zu bekommen, muss man sich vor Augen führen, dass "das Kloster Marienstatt in seiner Geschichte insgesamt mehr als 300 Besitzungen (Höfe, Güter, Liegenschaften) im näheren und weiteren Umfeld (bis zu 100 km entfernt), davon zahlreiche am Rhein (zwischen Linz und Koblenz), an der Mosel und an der Lahn hatte. Sie dienten dem Kloster zur Sicherung seiner wirtschaftlichen Grundlage. In mehr als 80 Ortschaften unterhielt das Kloster Höfe und Mühlen, hinzu kamen zahlreiche Weingüter." (Zitat Ende) Ein stetiger und großer Bedarf an Dachschiefer war also durch Jahrhunderte hindurch gegeben.
Der Schieferabbau war ein kleiner aber wichtiger Baustein in diesem (nach heutigen Maßstäben beurteilt) wirtschaftlichen Großunternehmen. Schiefer gibt es in unserer Gegend reichlich, aber nicht überall in der benötigten Qualität. Wohl aber u.a. am Assberg bei Limbach. Unter der Oberhoheit des Klosters stehend, wurde der Tagebau 1548 erstmals offiziell in einem Dokument erwähnt und der weitere Inhalt legt nahe, dass die Ausbeutung des Rohstoffs dort schon weit vorher im Gange war. Dies scheint auch schlüssig aufgrund der kontinuierlichen und umfangreichen gräflichen und klösterlichen Bautätigkeiten während der drei Jahrhunderte vor diesem Zeitpunkt.
Dachschiefer war ein "High Tech"-Produkt des Mittelalters. Während gewöhnliche Menschen ihre Behausungen mit Stroh bedeckten, das immer nur eine kurze Zeit seinen Dienst tat, hielt und hält ein schiefergedecktes Dach bis zu 100 Jahre lang dicht. Vom Abbau an der Rohstoffquelle bis zur Anbringung des fertigen Ziegels auf dem Dach, durchlief der Schiefer eine Wertschöpfungskette, die Arbeit für viele Menschen schuf und Schiefer zu einem teuren Produkt machte. Handel und Handwerk in diesem Bereich profitierten entsprechend davon. Ein Haus mit Schieferdach war ein Statement für den Reichtum des Eigentümers. Heutzutage ist es leider weitgehend von industriell gefertigten Produkten verdrängt worden.
Bildergalerie
Die bei freiem Eintritt jederzeit frei zugängliche Grube ist Teil des Geoparks Westerwald-Lahn-Taunus. Sie liegt direkt an Westerwald-Steig, Marienwanderweg und Druidensteig. Auch lässt sie sich von Limbach auf gleich vier LIMBACHER RUNDEN erwandern (Rundwege 21, 25, 33 und 36).